«Grüss Gott, ich bin Stini, die Älteste.»
«Heute sind wir wieder am Handarbeiten. Bei diesem Wetter geniesse ich es sehr, mit den andern zusammen in der warmen Stube zu sitzen. Manchmal singen wir eines, und sonst weiss immer jemand etwas zu erzählen. Spannend ist es, wenn die Näherin auf die Stör kommt und uns das Neuste aus der Gegend berichtet.
An den Abenden sitzen wir oft alle beim Apfelrüsten, Bohnenabfädeln oder Nüsseknacken. Da nimmt Tante Kläri die Zither und spielt. Den Knechten wäre natürlich eine richtige Tanzmusik lieber als der frömmelnde Singsang, wie sie sagen. Die wären jeden Tag für eine Stubete zu haben! Seht, dies alles wird mein Trossu sein: Leintücher, Tischdecken, Küchenwäsche, alles aus eigenem Leinen! Wir arbeiten seit drei Jahren daran. Auch ein Bett steht schon bereit. Jetzt kann dann ein Chilter kommen. Ich nehme aber nicht jeden! Der Karrer macht mir schöne Augen. Er ist mir aber zu alt und hat keinen eigenen Hof.
Ich werde erst heiraten, wenn sich Jugend ankündet. Aber pssst, darüber spricht man nicht! Der Herr Pfarrer ist sehr streng mit uns Jungen und predigt uns, was sich gehört. Er hat uns auch erklärt, dass es Aberglaube sei, zu meinen, wer Schaf-Urin trinke, komme nicht in gute Hoffnung. Trotzdem freue ich mich jeden Sonntag auf den Kirchgang, da sehe ich meine Freundinnen und eben auch die Burschen.
Der Grossvater meint, ich solle den Heiri von ob dem Holz nehmen, der habe einen schönen Hof. Das Sternen-Urseli hat mir aber zugeflüstert, er prahle in der Wirtschaft mit seinem Geld, springe jedem Frauenbein nach und trinke ab und zu über den Durst. Der macht mir Angst, den will ich nicht! Und überhaupt wünsche ich mir einen schönen Mann, dessen Heimet an der Hauptstrasse steht und nicht irgendwo, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.»