JERISBERG
1. Bauernmuseum dat. 1745/1877, sign. M I M
GURBRÜ
2. Speicher dat. 1541/42
3. Stock dat. 1605, sign. B G
4. Speicher dat. 1754, sign. M A S T
RIED BEI KERZERS
5. Schulhaus dat. 1898
6. Speicher 16. Jh.
7. Bauernhaus dat. 1848 sign. M J G K
8. Bauernhaus 18. Jh.
9. Ofenhaus dat. 1831
AGRISWIL
10. Bauernhaus, dat. 1762, sign. M P M
11. Bauernhaus, um 1780, sign. M H M (?)
Wanderzeit 2-3 Stunden
JERISBERG
1. Bauernhaus Nr. 9, dat. 1745/1877
Typisches Seeländer Bauernhaus mit steilem Hochstud-Vollwalmdach. Diese Dachform ist ein Indiz für die ehemalige Strohbedachung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1877) wurde der Wohnteil in Fachwerkbauweise («Rieg») erneuert.
Weitere Angaben zur Baugeschichte sind hier wie allgemein beim seeländischen Bauernhaus vorab aus den Inschriften auf Tennstorbalken und Bügen zu entnehmen. Über dem dekorativen Rautenbogen des Tenntors mit Blumen und Bären machen uns die vier Initialpaare am Ende der eingekerbten Antiqua-Inschrift mit den Erbauern des Hauses bekannt: M I M bedeutet «Meister Jacob Mäder» geboren 1705 im Nachbardorf Agriswil), ein Hauptvertreter der eigentlichen KZimmerleute-Dynastie dieses namens (siehe Speicher in Ried, Objekt 5. Seine Signatur, verbunden mit seinem Berufszeichen, der Breitaxt, kehrt übrigens wieder auf dem Bug (=Vordachstrebe) ganz rechts.
Die folgenden Buchstaben über dem Tenntor meinen zweifellos den Bauherren und seine Familie, also S R = Samuel Rytz, Statthalter, geb. 1687, oder dessen Sohn gleichen Namens, geb. 1712. Die Initialen E G dürften sich auf eine der Ehefrauen beziehen. Die Buginitialen mit R stammen wohl von weiteren Angehörigen der Familie und Verwandtschaft der Rytz, die nach altem Seeländer Brauch diese Büge an den Neubau gestiftet haben. Ob die Signatur S G wohl Samuel Glauser, den Nachbarn auf dem «Hof», d.h. dem heutigen «Althuus» bedeutet?
Das Bauernhaus wird flankiert von einem Ofenhaus mit hölzernem Backraum, dat. 1814. Von hier aus bietet sich ein eindrückliches Bild auf die intakte Dachlandschaft des Dorfes Gurbrü.
Vorbei an der ehemaligen Taglöhnersiedlung Jerisberg, die auf altem Allmendland entstanden ist, gelangen wir nach GURBRÜ, dessen Name uns an die Zeit erinnert, da hier noch «welsch» gesprochen wurde (der Ortsname gehört wahrscheinlich zu den Bildungen mit französisch «Court» = «Hof», die sich südlich von Murten geradezu häufen). Die Gemeinde gehört zusammen mit zwei Nachbardörfern kirchlich zum freiburgischen Kerzers und hat wie diese heute noch bedeutende Anteile am «Gemüsegarten» des Grosses Mooses.
GUBRÜ
2. Speicher Nr. 1 B, dat. 1541/42
Ältester Typus des freistehenden Holzspeichers im Kanton Bern. Mit Hilfe der Holzjahrringmessung (Dendrochronologie) ins Jahr 1541/42 datiert vgl. Speicher, Ried, Objekt 6. Zweigeschossiger Bohlen-Blockbau mit vorkragendem Obergeschoss unter Satteldach. Innentreppe, daher auch keine Lauben. Firststütze («Mantelstud») mit gotischem Wappenschild und Rundstab, Versteifung mit Fussbändern («Heidenkreuz»). Speichertür mit «Eselrücken» und Holznägeln, schmiedeeisernes Kastenschloss.
3. Stock Nr 1 A, dat. 1605
Zweigeschossiges steinernes Wohnhaus mit späteren Scheunenanbau. Gotische Reihenfenster mit gekehlten Sandsteingewänden, untere Reihe mit dekorativen Sturzrosetten.
Einer der in spätgotischer Tradition errichteten Wohnstöcke (nicht zu verwechseln mit dem Typus «Emmentaler Stöckli» als Altenteil, der erst später entstanden ist), die im ganzen schweizerischen Mittelland vorwiegend als feuersichere Repräsentations-bauten der reicheren Bauern nachgewiesen werden können. Im Anklang an die städtische Bauweise wahrscheinlich von einem auswärtigen Steinmetzen (Signatur B G) erstellt. Bei der 1981 vorgenommenen Fassadenrestaurierung konnte die ursprüngliche Fassadenbemalung wiederhergestellt werden.
4. Speicher Nr. 39 A, dat. 1754
Ständerbau-Kornspeicher über gemauertem, ebenerdigem Keller mit Strebepfeilern, über einem Sandsteingewölbe.
Gehrschilddach, umlaufende Laube im Obergeschoss. Reich verzierte Stifterbüge und Türgewände. Bemalte Bretter an der Giebellaube. Erbaut von «Hans Jacob Vogel von Gurbrü durch Meister Adam Stultz». Der letzere, ein Zeitgenosse Jacob Mäders, hat im Seeland viel gebaut. Er stammte aus Ferenbalm und hat das kleine Taglöhnerhäuschen unterhalb der Kirche bewohnt, ein sprechendes Beispiel für den niederen sozialen Status, mit dem sich die damaligen Landhandwerker zu begnügen hatten. Heute ein Floristik-Selbstbedienungsladen.
Von der «Grütze», einem ehemaligen terrassierten Rebgelände aus, Blick auf die Dächer des Jerisberghofs gegenüber. Über Stämpflerei und Gutknecht-Mühle gelangen wir nach Ried bei Kerzers.
RIED BEI KERZERS
Ried ist eines der alten Moosdörfer, deren Territorium weit in die seit der 1. Juragewässerkorrektion vor rund hundert Jahren entsumpfte Ebene des Grosses Mooses hinausreicht. Die kärgliche ehemalige Moosweide ist heute hochwertiges Pflanzland für Getreide, Hackfrückte, Gemüse und Spargeln geworden.
5. Schulhaus, dat. 1898 neue Tafel
Ein gepflegter Sichtbacksteinbau mit Wohnungen im Obergeschoss. Längsfassade mit zentralem Quergiebel, darüber das Uhrtürmchen. Nach 1697 unnd 1786 ist dies der dritte Schulhausbau in Ried, geplant von Kantonsarchitekt Samuel Blaser.
6. Speicher Nr. 17, 16. Jh.
Einer der ältesten Speicher des Kanton Freiburg, undatiert vgl. Objekt 2. Die Initialen P G K (=vermutlich Peter Gutknecht) belegen, falls es sich um den Erbauer handelt, die fast 500jährige Anwesenheit des gleichen Geschlechts auf diesem Hof. Bohlen-Blockbau über gemauertem Kellersockel, im Obergeschoss um Schwellenbreite vorkragend. Im Giebel als Zeichen besonders hohen Alters der Mantelstud (Heidenbalken) mit zwei Fussstreben, als Dekoration wiederum gotische Rundstäbe und ein (leeres) Wappenschild.
7. Bauernhaus Kreuzweg 2, dat. 1848
Fachwerk-(«Rieg»-)Bau mit Giebelfront und Ründi. Fenster mit Segmentbogen-Stürzen. Holzwerk im Wohnteil mit repräsentativem Grauanstrich. Auf dem Tennstorbalken schwarze Fraktur-Inschrift mit Angaben der damaligen Korn- und Weinpreise. Typ des bernisch-freiburgischen Hauses mit mittleren 19. Jh.
8. Bauernhaus Dorfstrasse 41, 18. Jh.
Bauernhaus mit hohem, einseitig beschnittenem Walmdach, einstiges Strohdach. Ständerbau mit längsseitiger Fassade und Lauben. Giebelmauer im Erdgeschoss westseitig. Auf der Rückseite Scheunen-Rampe und -einfahrt mit Mansartdach.
9. Ofenhaus 18. Jh. /1831
Ofenhaus an zentraler Strassenkreuzung im Besitz der Gemeinde, wie dies für die Dörfer des westlichen Seelands typisch ist. 1831 von PM (=Peter Mäder, Gemeindeammann) um 3 m verlängert. Im Innern für jeden Wochentag je zwei Nägel, an denen die Holztäfelchen mit den Familieninitialen aufgehängt wurden, um die ausgeloste Reihenfolge zu markieren. Zwei verschieden grosse Backöfen. Renovation 1998.
AGRISWIL
An der Dorfstrasse aus Richtung Ried drei Bauernhäuser aus der zweiten Hälfte des 18. Jh., mit ehemals strohgedeckten Vollwalmdächern. Agriswil ist ein Dorf berühmter Zimmerleute, unter denen die Mäder (Jacob geb. 1705, Peter geb. 1733, Hans geb. 1747) als eigentliche Dynastie hervorragen. Die Häuser südlich der Strasse, mit ihren übereinstimmenden Laubenausschnitten, stammen von Hans Mäder, der offensichtlich die Tradition seiner Vorgänger weiterführte, wenn auch mit leicht vereinfachten Formen.
10. Bauernhaus Dorfstrasse 23, dat. 1762
Ständerbau mit Vollwalmdach, erbaut von Peter Mäder. Die Laubenausschnitte sind beinahe dieselben wie beim Haus vis-à-vis, während Handlauf und Tragbalken viel üppiger verziert sind (mit Zahn- und Würfelfries).
Als Bauherren erscheinen am Tennstorbalken die beiden Brüder Peter (geb. 1730) und Hans (geb. 1732) Berner (=Initialen P B H B), die offensichtlich auch noch als Familienväter brüderlich genug gesinnt waren, um sich in das Haus zu teilen. Solche Doppelhäuser sind gerade im alten Realteilungsgebiet des Seelands für diese Zeit keine Seltenheit. Das Bauvorhaben scheint, wie die Inschrift weiter meldet, in einem günstigen Wirtschaftsjahr ausgeführt worden zu sein. Renovation 1995.
11. Chriegsmatt, Bauernhaus Nr. 26, um 1780
Erbaut wohl von Zimmermann Hans Mäder von Agriswil. Grosser Bauernhof in der hier relativ seltenen Einzelhof-Lage. Giebelfront mit tiefgezogenem Gehrschild und zwei Lauben, wovon die untere auf den drei Seiten des Wohnteils verläuft und mit ihren geometrischen Ausschnitten und Friesen und den Bemalungsresten (Löwen, Bären, Adler, Lebensbaum) zu den schönsten Lauben des Kanton Freiburg gehört. Frakturinschrift auf dem Bundbalken. Individuell gestaltete und bemalte Laubenbüge.
An der Stirnseite ein «Magisches Quadrat», das als Dekoration der Bauernhäuser des 18. Jd. eine weite Verbreitung gehabt hat. Die Buchstaben, die sowohl horizontal und vertikal wie diagonal lesbar sind, bedeuten:
Gott sei mir Sünder gnädig
So stirbt ein sünder selig
Mein eigner Mittler erhör mich.